Hallo Christian,
Post by Christian NennewitzHallo Christoph.
Post by Christoph BierIm Gegenteil: Gute Typografie ist unsichtbar und unterstützt den
Leser beim Erfassen des Inhalts. In diesem Zusammenhang zitiere ich
gerne Willberg und Forssman: »Die Form einer Botschaft ist [...] ein
Der Ton macht die Musik.
Also das mit der Typografie ist ja alles schön
und gut. Und in einer Newsgroup wie dieser, will
ich gar nichts anderes erwarten. Aber ehrlich
gesagt, kenne ich niemanden(!), der den Unterschied
zwischen einem LaTeX und einem Word-Dokument
erkennen kann. Und ich kenne niemanden den es in-
teressiert, ob der Rand durchgängig 2cm oder sonst-
wie eingestellt ist.
Wie gesagt: Gute Typografie ist unsichtbar. Es geht nicht darum, ob
jemand bewusst (auf den ersten Blick) feststellen kann, was
typografisch von besserer Qualität ist. Würden aber beispielsweise
diogenes-Bücher plötzlich schlecht gesetzt, würde das vermutlich
einem Großteil der Leser auffallen.
Und ich habe durchaus schon einige Laien getroffen, denen
typografisch unterschiedliche Qualitäten aufgefallen sind, ohne dass
sie sie benennen konnten (»Ich weiß nicht warum, aber das sieht
irgendwie profesioneller aus«).
Post by Christian NennewitzIch habe sogar eher die Erfahrung gemacht, daß Leute
bei LaTeX-Dokumenten kritisiert haben, daß da der
untere Rand viel zu groß sei.
Also ist ihnen doch ein Unterschied aufgefallen! Und diese Erfahrung
haben wir wohl alle schon gemacht. Das ist aber weniger LaTeX als
den üblichen ISO-Papierformaten geschuldet. 60--70 Zeichen pro Zeile
sind eine gute Zeilenlänge, auf ISO-A4 entstehen dann zwangsweise
große Ränder. Da oberer und unterer Rand optimalerweise ein
Verhältnis von 1:2 haben (oben und außen 1:1), wird der untere Rand
dann sehr groß. Das ist für viele ungewohnt und deshalb ein Dilemma,
weshalb ich in solchen Fällen zweispaltigen Satz empfehle.
Post by Christian NennewitzDas sei unwirt-
schaftlich und Papierverschwendung. Tja, was kann
man da sagen. Willmann und Forssberg zu zitieren
hilft da meist wenig, denn die kennt ja
keiner. ;-)
Bist Du grundsätzlich unaufmerksam oder gerade im Stress?: Willberg
und Forssman. Gute Makrotypografie bei einspaltigem Satz auf ISO-A4
ist leider nicht unsichtbar und wird als ungewöhnlich empfunden,
weil viele Leser dazu neigen ein Dokument auf den ersten Blick zu
beurteilen (wie ein Bild) und nicht die Leserlichkeit. Irritationen
sollten man aber möglichst vermeiden und deshalb auf A4 am besten
zweispaltig setzen (je nach Zielpublikum und verfolgtem Ziel).
Post by Christian NennewitzIch will ja nichtmal sagen, daß das mit der
Typografie alles Hokuspokus ist, aber wenn doch
niemand (bzw. kaum jemand) einen Vorteil bemerkt
(Teilnehmer dieser NG natürlich ausgeschlossen), was
hat es dann für einen Sinn sich soviel Gedanken
darüber zu machen? Ist das nicht vergeudete
Liebesmüh'?
Diese Frage kann ein Laie einem Profi fast immer stellen :-).
Perfektion steckt im Detail. Und nein, es ist keine vergeudete
Liebesmühe, weil in der Tat jeder Leser von guter Typografie
profitiert, auch wenn er das nicht bewusst wahrnimmt. Außerdem macht
das natürlich auch eine Aussage über den Setzer, der in diesem Fall
mit dem Autor identisch ist.
Post by Christian NennewitzIch selbst bin da keine Ausnahme. Und ich schwanke
hin- und her was ich eigentlich besser finden soll.
Bist Du Vielleser?
Post by Christian NennewitzAn LaTeX gefällt mir, daß Aufzählungen und
Nummerierungen immer gleich aussehen und daß ein
Element einer Aufzählung mehrere Absätze und sogar
andere Umgebungen enthalten kann. Wie Word diese
Gliederungs-Ebenen handhabt ist mir manchmal immer-
noch schleierhaft (Ich verwende übrigens
immernoch Word 2000, wie das bei neueren Word-
Versionen mittlerweile ist, weiß ich nicht.)
Außerdem finde ich bei LaTeX gut, daß Kapitelüber-
schriften, Unterkapitel, Unterunterkapitel usw.,
nach meinem Verständnis gut aussehen, ohne daß
man an den Einstellungen der Formatvorlagen herumfum-
meln muß. Auch das Seitenzahlen richtig platziert werden
und "doppelseitig" gar nicht erwähnt werden muß.
Das waren einige der Gründe, warum ich mir LaTeX vor Jahren
angesehen habe. Von Typografie hatte ich da noch keine Ahnung. Aber
schon bei meiner ersten Arbeit mit LaTeX wurde das äußere
Erscheinungsbild explizit von der Professorin anerkennend
angesprochen: »Wenn der Inhalt so gut ist, wie die Arbeit aussieht
...« Dabei hatte ich unbewusst zweispaltigen Satz auf A4 gewählt.
Auf Typografie bin ich erst durch diese Gruppe gekommen.
Post by Christian NennewitzWas mir bei LaTeX bisher nicht so gut gefällt, ist
die Tatsache, daß der Quellcode mit seinen vielen
Tags sehr unübersichtlich ist.
Also in meinen Texten, die kein Stichwortverzeichnis haben, gibt es
teilweise ganze Abschnitte, in denen kein einziger Befehl vorkommt.
Es kommt außerdem noch auf den Editor an und ich habe mit der Zeit
gelernt, die in den Befehlen enthalten Zusatzinformationen zu
nutzen, so dass ich schneller Struktur und Information des Textes
erfasse. LaTeX ist sicherlich nichts für Gelegenheitsschreiber. Aber
es lohnt sich schon für nur eine Abschlussarbeit an der Uni. Gerade
helfe ich wieder einem Freund, der nach grausamen Erfahrungen bei
seiner Diplomarbeit, die er mit Word geschrieben hat, seine Diss
jetzt mit LaTeX schreibt. Bisher hat sich meine Hilfe auf die
Auswahl einer geeigneten TeX-Distribution und einen geeigneten
Editor beschränkt.
Post by Christian NennewitzUnd das der Entwurf von
Tabellen eine Pein ist.
Dachte ich anfänglich auch, kann ich heute nicht mehr
nachvollziehen. Ich will allerdings auch keine »kranken« Tabellen
mehr machen.
[...]
Grüße
Christoph
--
(La)TeX-FAQ: http://www.dante.de/faq/ +++ Minimalbeispiel erstellen
und Einführung in de.comp.text.tex: http://www.latex-einfuehrung.de/
+++ Veraltete Befehle, Pakete und andere Fehler:
ftp://ftp.dante.de/tex-archive/info/l2tabu/german/l2tabu.pdf
+++ Typografie-Regeln: http://zvisionwelt.de/downloads.html (1.6)