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viele nummerierte Marginalien / Randnoten
(zu alt für eine Antwort)
Osna
2008-08-11 16:25:03 UTC
Permalink
Kein mir bekannte Wysiwyg-Texterstellungsprogramm kann mit
vertretbarem Aufwand nummerierte Marginalien oder Randnoten machen.

Daher setze ich meine Hoffnung auf LaTeX & Co., bin aber noch weit
davon entfernt, styles und Makros erstellen zu können. Zu meinen
Teilerfolgen mit "marginnote" und "footmisc" weiter unten.

Die Texte, die ich schreiben bzw. verbreiten möchte (konkret in einer
alten Sprache) erfordern pro Seite bis zu zwanzig, meist kurze
Hilfestellungen (Wortübersetzungen, -erläuterungen), damit die Leser
sie leichter verstehen. Fußnoten sind da wenig geeignet (Endnoten
schon gar nicht),
1. weil der Lesefluss zu sehr unterbrochen wird: anhand der Fußnoten-
Nr. die Fußnote suchen, wieder an die richtige Stelle im Text
springen, wieder runter, rauf etc.)
2. weil die Fußnoten dann vertikal leicht gleich viel oder mehr Platz
einnehmen als der Text.

Die Lösung dafür wären nummerierte Randnoten (quasi Fußnoten als
Randnoten).

Was ich erreichen will:

1. Mit einem - ggf. neu zu definierenden - /LaTeX-Kommando im
Quelltext soll an der gleichen Stelle im Brottext (Haupttext) eine
hochgestellte Ziffer (Zähler) eingefügt werden.

2. Am (vorzugsweise rechten oder äußeren, breit ausgelegten Rand) soll
die gleiche Hoch-Ziffer erscheinen, dahinter der Text der Marginalie =
Randnote.

3. Der Marginalien-/Randnotentext soll in anderer Schrift: kleiner
(evtl. kursiv, evtl. seifenlos) gesetzt werden, um sich vom Brottext
deutlich zu unterscheiden und trotz der Menge dezent zu bleiben.

4. Die erste Marginalie soll etwa auf der Höhe der Zeile erscheinen,
in der das zu erläuternde Wort steht. Die folgenden nur dann, wenn
dieser Platz nicht durch eine vorhergehende Randnote besetzt ist - in
letzterem Fall auf den vertikal nächsten freien Randnoten-Platz.

5. Es sollen daneben für andere Arten von Anmerkungen Fußnoten (die
dann z. B. mit *, **, *** oder a), b), c) oder sonstwie
gekennzeichnet) möglich sein, notfalls auch als Endnoten.

Beim Paket "marginnote" habe ich das Problem, keine Nummerierung -
außer händisch, aber das ist unpraktikabel - hinzukriegen. Und es war
auch mühsam, im Konfliktfalle die Marginalie an den richtigen Ort zu
steuern (damit sie nicht die vorhergehende beim Druck überschreibt).

Das "footmisc"-Paket erlaubt zwar das automatische Nummerieren (und
die Anpassung des Zählers bei späterer Hinzufügung/Wegnahme von
Randnoten), setzt aber stur jede Randnote in die gleiche Zeile wie das
Bezugswort. Dadurch sind keine zwei mit Randnoten erläuterten Begriffe
in einer Zeile möglich (oder auch nur vor dem vertikalem Ende der
vorhergehenden Randnote)!.

Frage:

=> Gibt es inzwischen ein Makropaket, dass die oben gelisteten
Anforderungen erfüllen kann? Oder:

=> Sieht sich jemand in der Lage, auf Besis vorhandener LaTeX-
Kommandos bzw. zu installierender Makro-Pakete den TeX/LaTeX-Code für
Präambel bzw. im restlichen Quelltext anzugeben oder zu basteln, der
die obigen Anforderung ganz oder größtenteils erfüllt?

Besten Gruß,
Osna

P. S. Je länger und verzweifelter ich nach einer Lösung suche, desto
mehr andere Beispiele sinnvoller Anwendung von nummerierten
Marginalien / Randnoten fallen mir ein! Wäre also ein Dienst an der
menschlichen Kultur!
--
Mit TeXlife der MacTeX-Distribution 2007 sowie LyX auf Mac-OSX 10.4
(Tiger).
(Auch mit ConTeXt habe ich mich versucht, aber die Einarbeitung ins
System ist mir derzeit zu aufwändig für eine kulturschaffende Freizeit-
Arbeit.)
Ulrike Fischer
2008-08-11 16:59:53 UTC
Permalink
Post by Osna
Kein mir bekannte Wysiwyg-Texterstellungsprogramm kann mit
vertretbarem Aufwand nummerierte Marginalien oder Randnoten machen.
Naja, du musst einfach einen Zähler benutzen, z.B. den Fußnotenzähler
(aber es ging auch einen speziellen nur für die Randnoten):

\documentclass{article}
\newcommand\mynote[1]{%
\footnotemark\marginpar{\textsuperscript{\thefootnote}\footnotesize
#1}}
\begin{document}
test\mynote{a text} text\mynote{a second text\\with two lines}
\end{document}
--
Ulrike Fischer
Osna
2008-08-12 15:06:37 UTC
Permalink
Post by Ulrike Fischer
Naja, du musst einfach einen Zähler benutzen, z.B. den Fußnotenzähler
Danke, Ulrike, das hat funktioniert! Daran hatte ich nicht mehr
wirklich geglaubt. Ich habe einfach den Code in die Präambel und die
entsprechenden Aufrufe mit \mynote{was auch immer} in meinen
bisherigen (mit Unterstützung von des footmisc-Makro hergestellten)
Entwurf eingefügt und mit Versuch und Irrtum jede Menge anderen Code,
besonders aus der Präambel, rausgeschmissen.

Ich hänge die entsprechend veränderte Beispielsseite unten an. Damit
eher nachvollziehbar ist, warum nummerierte Marginalien / Randnoten
für derartige Texte und ihre Verständnis gut sind.

Layout und Typographie sind noch lange nicht optimal. Z. B.
- weiß ich noch nicht, wie ich den Brottext größer gesetzt kriege,
damit die vielen Randnoten noch in der Nähe ihres Bezugswortes
bleiben.
- wie ich die eine "echte", längere Erläuterungs-Fußnote mit einem
andern Zähler (alpha oder fnsymbol) versehe etc.

Auch sonst enthält meine Beispielseite noch vieles, von dem ich nicht
weiß, wie es reingekommen ist, doch: doch bei der verzweifelten
Websuche nach Hinweisen, Anleitungen.

Falls beim Überfliegen meiner Beispielseite da von den erfahrenen
LaTeXnikerInnen spontan Ratschläge kommen, sind sie mir herzlich
willkommen und erleichtern mir den schweren Angang ...

Trotz vieler Anläufe hatte ich die systematische Einarbeitung in LaTeX
bis zur Klärung meiner Kardinalfrage "nummerierte Randnoten"
zurückgestellt und immer wieder Frickel-Lösungen mit diversen Wysiwyg-
Programmen gesucht. (Oder aber - was sicher vielversprechend aber
mindestens ebenso mühsam ist - mich mit ConTeXt versucht.)

Insofern wird die Freude über den endlich gefundenen Randnoten-Weg
durch die zu erwartende Mühsal der LaTeX-Aneignung etwas getrübt. War
ich doch kurz vorm Aufgeben, was mir zwar mein editorisches Anliegen
zerstört, aber mich von der TeX-Mühsal befreit hätte ... ;-)
Post by Ulrike Fischer
Ich würde von Randnoten hier abraten: für diese muß man einen festen
Raum reservieren, auch wenn der teilweise nicht genutzt wird. Die
Ränder des Haupttextes werden dadurch erheblich unruhiger. Wenn es
wirklich bei 20 Erläuterungen bleibt, ist sowas wie
\usepackage{bigfoot}
\DeclareNewFootnote[para]{hint}
\renewcommand{\thefootnotehint}{\alph{footnotehint}}
\MakeSortedPerPage{footnotehint}
Post by Ulrike Fischer
Und dann \footnotehint{xxx} im Haupttext brauchbarer. Die Fußnoten
werden hierbei recht kompakt gesetzt.
Danke auch dir, David. Auch das hat alternativ funktioniert und ich
werde es bei andern Texten bzw. ergänzend zu den numm. Randnoten
gewiss auch noch brauchen.

Ja, "die Fußnoten werden hierbei recht kompakt gesetzt", das löst das
Layout-Problem, dass Fußnoten nicht regelmäßig die halbe oder mehr
Seite beanspruchen sollten. Aber es hilft nicht beim Navigieren mit
den Augen: bei Unsicherheit blitzschnell die Übersetzung/Erläuterung
für ein Wort, eine Wendung zu finden und wieder zurück, ohne dass der
Lesefluß allzu sehr unterbrochen wird. Darum würde ich im Falle meines
Zweckes - trotz berechtigter typografischer Einwände - doch die
nummerierten Randnoten für zweckmäßiger halten.

Also dann bis zu meiner nächsten unlösbaren Frage, alles Gute,
Osna

Hier nun noch die Beispiel-Datei:

------------------------------------------------------------------------------------------------------

\documentclass[ngerman]{paper}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage{geometry}
\geometry{verbose,a4paper,tmargin=2cm,bmargin=2cm,lmargin=2cm,rmargin=6.5cm}

%%%%%%%%%%%% Ulrikes Code %%%%%%%%
\newcommand{\mynote}[1]{%
\footnotemark\marginpar{\textsuperscript{\thefootnote}\footnotesize
#1}}
%%%%%%%%%%%% /Ulrikes Code %%%%%%%%

\marginparwidth4cm
\marginparsep0.9cm

\usepackage{babel}

\begin{document}

\title{Klöntrup siine Värse}
\author{van Johan Gilges Rosemann genannt Klöntrup}
\subtitle{med e deelt\mynote{Klöntrups Gedichte, mitgeteilt von} van
F. W. Lyra in »Plattdeutsche Briefe, Erzählungen und Gedichte ...«,
Osnabrügge 1844, S. 179-181}
\institution{\textemdash{} Met Waartverklarengen nigge 'ruutgiewen
\mynote{mit
Worterklärungen neu herausgegeben}\\
van \emph{Osna}, Berlin 2008 \textemdash{}}

\maketitle
\section{De Verske}
\subsection*{Joost un Jan}

\begin{verse}
{\LARGE ~~W}at gift't Nigges, seggde\mynote{Was gibt's Neues, sagte
J.} Joost to Jan,\\
\textemdash{} Se drööpen\mynote{trafen} sick unnerwieges
\mynote{unterwegs}
an. \textemdash{} \\
»Vull\mynote{hier: viel, sonst: voll} Nigges, man nicks Gooes
\mynote{Gutes},«
seggde Jan to Joost,\\
»De Paapst is up den Düüwel\mynote{Teufel} erboost;\\
»Dann tüsken 'r Hell\mynote{denn zwischen der Hölle} un'n Fiegefüür\\
»Is in e fallen de aule Müür'\mynote{ist eingefallen die alteMauer};
« \textemdash{}\\
»Un nu kann, na miinen Gissen\mynote{nach meiner (Ein)Schätzung},\\
»De Paapst de Müüren gaar nich missen.«\\
»Dat gift'n P'rzeß\mynote{Prozess},« siä\mynote{sagte J.
(siä=seggde)}
Joost to Jan. \textemdash{}\\
»Jau wual, un'n P'rzeß, de wat duuren\mynote{der (et)was dauern}
kann,\\
»Dann't meeste Geld heft de Paapst sünner Twiiwel\mynote{hat der
Papst ohne Zweifel},\\
»Aawers de meesten Avekaaten heft de Düüwel.\mynote{aber die meisten
Advokaten hat der Teufel}«
\end{verse}
\hspace{7cm} Klöntrup (Manuscript)\\

\subsection*{{[}Bileams Iisel]}

\begin{verse}
{\LARGE ~~D}at Bileams\footnote{Bileam (auch Balaam): Mosaischer
Wahrsager bzw. Prophet, dessen Esel unter dem Eindruck der Erscheinung
von Gottes Engel zu sprechen beginnt und dadurch die Verfluchung des
Volkes Israel verhindert. Das Volk Israel war aus Ägypten migriert,
seine Verfluchung von König Balak von Moab angeordnet worden (s. 4.
Mose 22,5-38 u. 24,17). Volkstümliche christliche Darstellungen in
Armenbibeln und Speculum-Handschriften des 14./15. Jhdt. mit dem Bilde
der Eselin, die vor Erzengel Michael mit dem Schwert auf die Knie
fällt. Nach: Reclams Lexicon der Heiligen und der biblischen
Gestalten, von Hiltgart L. Keller, Stuttgart 1975 - J. K.} Iisel
\mynote{Esel} sprak, dat Wunner\\
Was vor de Tiien graut\mynote{war vor Zeiten groß}, wual wahr!\\
Dach, wo\mynote{Jedoch, wie} sick alles ännert, jetzunner
\mynote{unterdessen predigen Esel sogar}\\
Preddiget Iisels sagaar.
\end{verse}
\hspace{7cm} Klöntrup

\subsection*{Dat Fensterbeer.\mynote{der Festschmaus}}
\subparagraph{(Manuscript von Klöntrup. 1782)}
\begin{verse}
{\LARGE ~~E}t hiäwenschiärt\mynote{Es ist bewölkt} un is sa köil
\mynote{kühl},\\
\hspace{1,5cm}Nich mehr sa baddig\mynote{so schwül (feucht)} as
gistern;\\
De Wolken de trecket\mynote{ziehen}, de Wind de geht,\\
De Sünne brennet nich mehr sa heet\mynote{so heiß},\\
\hspace{1,5cm}Nich mehr sa glöönig\mynote{so glühend} as gistern.\\
\vspace{0.5cm}
{\ ~~}Man gistern, al\mynote{Aber gestern, auch wenn es ...} was et
sa baddig un heet,\\
\hspace{1,5cm}Sa was ick dach\mynote{so war mir doch besser zumute}
biäter to Moe; {\ ~~}... usw. usf. ...\\
\end{verse}
\end{document}

-----------------------------------------------------------------------------
David Kastrup
2008-08-11 17:07:10 UTC
Permalink
Post by Osna
Kein mir bekannte Wysiwyg-Texterstellungsprogramm kann mit
vertretbarem Aufwand nummerierte Marginalien oder Randnoten machen.
Daher setze ich meine Hoffnung auf LaTeX & Co., bin aber noch weit
davon entfernt, styles und Makros erstellen zu können. Zu meinen
Teilerfolgen mit "marginnote" und "footmisc" weiter unten.
Die Texte, die ich schreiben bzw. verbreiten möchte (konkret in einer
alten Sprache) erfordern pro Seite bis zu zwanzig, meist kurze
Hilfestellungen (Wortübersetzungen, -erläuterungen), damit die Leser
sie leichter verstehen. Fußnoten sind da wenig geeignet (Endnoten
schon gar nicht),
1. weil der Lesefluss zu sehr unterbrochen wird: anhand der Fußnoten-
Nr. die Fußnote suchen, wieder an die richtige Stelle im Text
springen, wieder runter, rauf etc.)
2. weil die Fußnoten dann vertikal leicht gleich viel oder mehr Platz
einnehmen als der Text.
Die Lösung dafür wären nummerierte Randnoten (quasi Fußnoten als
Randnoten).
Ich würde von Randnoten hier abraten: für diese muß man einen festen
Raum reservieren, auch wenn der teilweise nicht genutzt wird. Die
Ränder des Haupttextes werden dadurch erheblich unruhiger. Wenn es
wirklich bei 20 Erläuterungen bleibt, ist sowas wie

\usepackage{bigfoot}
\DeclareNewFootnote[para]{hint}
\renewcommand{\thefootnotehint}{\alph{footnotehint}}
\MakeSortedPerPage{footnotehint}

Und dann \footnotehint{xxx} im Haupttext brauchbarer. Die Fußnoten
werden hierbei recht kompakt gesetzt.
Post by Osna
5. Es sollen daneben für andere Arten von Anmerkungen Fußnoten (die
dann z. B. mit *, **, *** oder a), b), c) oder sonstwie
gekennzeichnet) möglich sein, notfalls auch als Endnoten.
Naja, einfach was anders formatiertes mit einem entsprechenden
\DeclareNewFootnote dazu deklarieren.
Post by Osna
=> Sieht sich jemand in der Lage, auf Besis vorhandener LaTeX-
Kommandos bzw. zu installierender Makro-Pakete den TeX/LaTeX-Code für
Präambel bzw. im restlichen Quelltext anzugeben oder zu basteln, der
die obigen Anforderung ganz oder größtenteils erfüllt?
Besten Gruß,
Osna
P. S. Je länger und verzweifelter ich nach einer Lösung suche, desto
mehr andere Beispiele sinnvoller Anwendung von nummerierten
Marginalien / Randnoten fallen mir ein! Wäre also ein Dienst an der
menschlichen Kultur!
Da habe ich mein Soll schon geleistet.
--
David Kastrup, Kriemhildstr. 15, 44793 Bochum
de.comp.text.tex FAQ: <URL:http://www.dante.de/faq/de-tex-faq>
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